Allgemeines :

Unstetigkeiten in Reifenspuren (meist in Brems-/Blockierspuren) entstehen durch äußere Einwirkungen auf das Spuren zeichnende Fahrzeug (Aufprall auf anderes Fahrzeug oder Fußgänger), durch die das Fahrverhalten des Fahrzeuges verändert wird. Diese Spurstörungen lassen eine eindeutige Eingrenzung der Kollisionsstelle zu. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass auch andere Einwirkungen und Ursachen eine solche Spurstörung hervorrufen kann.

Als Spurstörungen in der Reifenspur kommen in Betracht:

  • Spurenknicke

  • wellenförmige Spurenausbildung

  • Spurverstärkungen

  • Spurunterbrechungen

Spurenknick :

Diese entstehen, wenn bei der Kollision zweier Fahrzeuge eine Richtungsänderung des bremsenden und Spuren zeichnenden Fahrzeuges eintritt. Dies zeigt sich in der Spur in Form einer Richtungsänderung, einem Spurenknick. Dabei zeigt meist die Richtung der Spurenabweichung die Fahrtrichtung der Fahrzeuge an.

Daraus lässt sich folgern, dass sich die Spuren zeichnenden Räder (in der Regel aufgrund der Bremskraftverteilung die Vorderräder) zum Unfallzeitpunkt an der Stelle des Spurenknicks befanden. Somit lässt sich der Kollisionsort stark eingrenzen und bestimmen. Bei der genauen Bestimmung der Kollisionsstelle sind jedoch die Fahrzeugumrisse zu berücksichtigen. Betrachtet man noch die Beschädigungen an beiden Fahrzeugen, so kann man den Stand der Fahrzeuge zueinander zum Unfallzeitpunkt rekonstruieren.

Beachte:

Richtungsänderungen treten auch vor oder nach der Kollision mit einem Fahrzeug auf (z. B. durch Aufprall gegen Bordstein oder andere Hindernisse) und erzeugen ebenfalls während der Bremsung Spurenknicke, die aber keinesfalls als Kollisionsort gewertet werden dürfen.

Allmählich und bogenförmig eingesetzte Richtungsänderungen von Spuren sind meist nicht auf den Zusammenstoß, sondern auf asymmetrische Bremswirkung, in seltenen Fällen auf zu viel Spiel in der Vorderradaufhängung des Fahrzeuges oder am Spurende auf die seitliche Neigung der Fahrbahnoberfläche zurückzuführen.

Wellenförmige Spurenzeichnung :

Auch hierbei wirkt von außen eine Kraft auf das Fahrzeug ein (z.B. Kollision mit einem Fußgänger). Diese Kraft ist jedoch nicht so stark, dass eine Richtungsänderung des Fahrzeuges erreicht wird. Die Spurzeichnung kann sich wellenförmig ausprägen. Dies ist besonders der Fall, wenn die Krafteinwirkung auf eines der Räder direkt erfolgt Das entsprechende Rad gerät dadurch kurzfristig leicht ins Schwingen und verursacht somit die Spurzeichnung auf einer kurzen Strecke. Anschließend stabilisiert sich der Rundlauf des Rades wieder und die Spurzeichnung endet.

Beachte:

Wellenförmige Spurenzeichnung können auch entstehen, wenn ein Defekt an der Radaufhängung vorliegt (dann liegt sie meist bereits am Spurbeginn und verläuft bis zum Spurende), durch unebene Fahrbahnoberflächen oder beim Überfahren eines Schachtdeckels, Schlaglochs o. ä. während des Spurzeichnung, wobei sich die Schwingungen des Rades, welches die genannten Vertiefungen / Erhöhungen überrollt, über die Achse auf das andere Rad überträgt.

Spurverstärkungen :

Hier wirkt in der Regel eine sehr geringe Kraft von außen auf das Fahrzeug ein, z. B. durch die Kollision mit einem Motorrad, Fahrrad oder Fußgänger. Das Gewicht des Unfallgegners reicht häufig nicht aus, um das Fahrzeug aus seiner Fahrtrichtung abzulenken. Ebenfalls ist die Kraft nicht groß genug, um eines der Räder des Fahrzeuges in Schwingungen zu versetzen. Die Kraft reicht jedoch aus, um die bisherige Spurzeichnung an der Kollisionsstelle für eine kurze Strecke zu verbreitern oder intensiver zu schwärzen.

Als Ursache dafür ist der erhöhte Aufstandsdruck eines Rades (oder mehrerer Räder) auf die Fahrbahnoberfläche zu sehen. Die Spurverstärkung tritt meistens an der Radspur auf, die als nächstes an der wirkenden Kraft liegt.

Beachte:

Spurenverstärkungen treten auch auf, wenn das Spuren zeichnende Rad eine Erhöhung in der Fahrbahnoberfläche (z.B. Bodenwelle) überfährt oder sich der Fahrbahnbelag (z.B. durch Ausbesserungen) ändert.

Spurunterbrechungen :

In seltenen Fällen sind infolge des Zusammenstoßes auch kurze Spurunterbrechungen zu beobachten, da durch Ausfederungsvorgänge beim Aufprall ein Rad kurzfristig entlastet wird und sogar von der Fahrbahn abhebt.

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